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Reise mit Landwirten in Schlesien

| Aktuell

Lüdinghausen / Senden.

Zum dritten Male nach 2019 und 2022 ist am 11. September eine Gruppe von 18 Landwirten – zum Teil Ehepaare - aus Lüdinghausen, Senden, Nottuln und Coesfeld für fünf Tage nach Schlesien aufgebrochen. Ein Bus brachte sie zunächst nach Nysa (Neisse), in die polnische Partnerstadt Lüdinghausens, wo sie im zentral gelegenen Court Park Hotel Quartier bezogen. Die ausladenden Feiem um das 800-jährige Stadtjubiläum und das 30-jährige Bestehen der Partnerschaft Lüdinghausen Nysa – WN berichteten - waren gerade am Tag zuvor zu Ende gegangen.

Bereits am Abend waren sie zu Gast im Zentrum der Gesellschaft für die Selbstvermarktung der lokalen Produkte am historischen Triton-Brunnen in der Innenstadt, wo auf die Einladung der Vorsitzenden Frau Elzbieta Harhura die junge Unternehmerin Frau Ewa Fluder, die in ihrer Firma hergestellten Produkte (zum Beispiel Piroggen, spezielle Brotsorten, Fruchtmarmeladen, Speise-Öle, Honig) vorstellte. Die Vermarktungsphilosophie der lokalen Produkte erscheint in die Schönheiten der umgebenden Landschaft, der „Seen und Berge“ eingebettet. Anschließend lud Frau Harhura zum Abendessen ein.  

 

 

Das im Winter als Ski-, im Sommer als Wandergebiet beliebte tschechische Ramzová (Ramsau) im Altvatergebirge war das Ziel eines Ausflugs am nächsten Morgen. Eine Seilbahn brachte alle auf den 1351 m hohen „Serak“. Anschließend besichtigte man die polnische Grenzstadt Ziegenhals mit ihrer spätmittelalterlichen Ringmauer und der im 13. Jahrhundert errichteten Kirche St. Laurentius.

Zurück in Neisse, führte Regina Stajak, die langjährige Freundin der Städtepartnerschaft, die Gruppe auf die Aussichtsplattform des Rathausturms. Von oben hat man einen guten Überblick über die Anlage der Stadt, die wegen ihrer vielen Türme auch „schlesisches Rom“ genannt wurde.  

Am Abend folgten die Landwirte aus dem Kreis Coesfeld dann einer Einladung der deutschstämmigen Familie Preussner in Friedland (Korfantów). Bevor das gastfreundliche Ehepaar Sylweriusz und Jolanta zum Abendessen bat, besichtigte man den mit 130 Rindern belegten neuen Stall.   

 

Am anderen Morgen stattete man in Neisse dem Grab und Denkmal des spätromantischen deutschen Dichters Joseph von Eichendorff einen Besuch ab und sah auch Teile der Festungsanlage, die der Preußenkönig Friedrich II. im Jahre 1741 nach dem siegreich beendeten 1. Schlesischen Krieg gegen Österreich hat bauen lassen.

Dann verließ die Gruppe Neisse, besuchte eine weitere landwirtschaftliche Erzeugergemeinschaft in Zülz (Biała) und war anschließend zu Gast bei der Familie Czaja. Die junge Landwirtin Frau Czaja erläuterte unter anderem die Vielfalt der Auflagen bei der Errichtung eines landwirtschaftlichen Gebäudes mit Hilfe von europäischen Fördermitteln.

Anschließend zeigte Pater Pawel aus dem Pauliner-Kloster Mochau den Besuchern die neobarocke Klosterkirche mit dem Bildnis der Schwarzen Muttergottes vom Weißen Berge, dessen Original sich im Wallfahrtsort Tschenstochau befindet.

Nach einem Stadtrundgang durch Oberglogau, bei der ein Besuch der Bartholomäuskirche und einer Loretto-Kapelle im Vordergrund standen, fand eine äußerst kunstvoll gestaltete Erntekrone viel Bewunderung, die vier Landfrauen aus Oberglogau den Gästen mit Stolz präsentierten. Im soziokulturellen Zentrum der Deutschen in Oppelner Region servierte Róza Zgorzelska schlesischen Mohnkuchen und führte durch ein Heimatmuseum.    

 

Schließlich landete man in Mechnitz an den großen Lagerhallen der Firma Gach-Agro, die die regionale Landwirtschaft mit Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmitteln beleifert, Die studierte Agrarwissenschaftlerin Diana Gach, die den Betrieb zusammen mit ihrer Schwester Natalia führt, erläuterte den Besuchern die Entwicklung der Preise für das Getreide, unter dem Einfluss der zulässigen Importe aus der Ukraine. 

Diana, die perfekt Deutsch spricht, kandidiert bei den im Oktober dieses Jahres stattfindenden Wahlen auf der Liste der Deutschen Minderheit für das polnische Parlament.

Beim opulenten Abendessen, das die gastfreundlichen Gachs vorbereitet hatten, kam schnell eine gelöste Stimmung auf, wozu auch das Trompetenspiel von Rafal Poremba beitrug.

 

Am letzten vollen Reisetag ging es nach Oppeln. Bei einem Spaziergang durch die Stadt sah man die Franziskanerkirche, das Rathaus und die Kathedrale der Diözese Oppeln. Ganz in der Nähe besuchte man das seit einem Jahr medial interessant gestaltetes „Dokumentationszentrum zur Geschichte der Deutschen in Polen“. Dort kam es auch zu einer politischen Diskussion mit Rafal Bartek, dem Vorsitzenden des Parlaments der Woiwodschaft Oppeln, Dabei äußerte er sich sehr kritisch gegenüber der aktuellen Regierungspolitik der PiS, die die Medien beherrscht und im gegenwärtigen Wahlkampf mit falschen Behauptungen ständig Stimmung gegen die Opposition mache.       

Dann stand ein Besuch der Landwirtschaftskammer von Oppeln an, wo es einen fachlichen Austausch mit dem Präsidenten der Oppelner Landwirtschaftskammer, Herrn Marek Froelich, gab. Bernard Dembczak, der die Reise der Landwirte aus dem Münsterland gründlich vorbereitet hatte, ist ebenfalls Mitglied des Vorstands der Landwirtschaftskammer und ist der Vorsitzende des Schlesischen Bauernverbandes.

Anschließend bat man die Gäste zum Mittagessen. 

 

Schließlich ging es in das Städtchen Rosenberg (Olesno), wo eine beeindruckende Holzkirche zu besichtigen war, und dann in das nahe Örtchen Jamy (früher: Weidental). Dort sah die Gruppe den weitläufigen landwirtschaftlichen Betrieb „De Silva“ und führte weitere Fachgespräche.

Auch dort wurde man am Ende großzügig bewirtet. Das Kaffeetrinken ging schon bald in ein geselliges Abendessen über.

 

Das Fazit dieser Reise in das Oppelner Land, wo die deutsche Sprache noch vielfach gesprochen wird, war für die Gruppe durchweg positiv. Es zeigte sich, dass die beiden Hotels in Neisse und in Mallnie (bei Gogolin) gut gewählt waren. Vor allem aber sprach die Gruppe den Organisatoren der Reise viel Lob und Dank aus: Dies waren vor allem Bernard Dembczak von Verband schlesischer Bauern, Franz-Josef Lintel-Höping, Landwirt aus Senden, und – als unverzichtbarer zweisprachiger Gesprächsbegleiter – Klaudiusz Ulbrich aus Bösensell.

 

Karl-Heinz Kocar und Klaudiusz Ulbrich    

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